Sorgfalt im Umgang mit Ressourcen – Ausstellen im Hermann Hesse Museum Montagnola
- Laura Amstutz
- 5. Juni
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juni
Marcel Henry, Direktor des Museo Hermann Hesse Montagnola, spricht im Interview mit Happy Museums über nachhaltige Konzepte in der Ausstellungsgestaltung. Dabei betont er, wie wichtig es ist, ästhetische und ökologische Ansprüche zu vereinen und zugleich den CO2-Fussabdruck zu reduzieren.

Welche Herausforderungen stellen sich bei der Verwendung von recycelten Materialien?
Die Nutzung von recycelten Materialien lässt sich im Bereich des Mobiliars besonders gut umsetzen, auch wenn dies mitunter etwas mehr Aufwand erfordert. Für die aktuelle Ausstellung arbeiten wir mit einem Designer zusammen, der zugleich Schreiner ist und vor allem Holz von alten Paletten verwendet. Das Holz wird sorgfältig verleimt, um die benötigten Formate und Dicken der Bretter zu erhalten. Entscheidend ist, dass Altholz trocken gelagert wurde. In einem früheren Projekt führte feucht gelagertes Holz zu Rissen, da das Museumsklima trockener war.
Werden die Möbel weiterverwendet?
Das hängt von der jeweiligen Ausstellung ab. Prinzipiell ja – und falls nicht, lagern wir die Materialien ein, um sie später wiederzuverwenden. Oft sind Anpassungen notwendig, da jede Ausstellung einzigartig ist. Es ist wichtig, mit kreativen Menschen zusammenzuarbeiten, die unsere Werte hinsichtlich der Ästhetik wie auch der Nachhaltigkeit teilen.
Was erleichtert die Wiederverwendung von Materialien?
Die Zusammenarbeit mit den richtigen Fachleuten. Ein Schreiner, der nicht ausschliesslich mit neuen Materialien arbeitet, sondern die Besonderheiten recycelter Werkstoffe versteht, trägt massgeblich dazu bei, potenzielle Probleme frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Dadurch entstehen Ausstellungen, die ästhetisch keinerlei Abstriche machen müssen.
Was bedeutet für Sie nachhaltiges Ausstellen?
Nachhaltiges Ausstellen bedeutet für mich eine verantwortungsvolle und ganzheitliche Herangehensweise. Dabei spielt sowohl die Auswahl der Themen eine zentrale Rolle, um ein Sensorium für Werte und Weltanschauungen zu schaffen, als auch die bewusste Nutzung von Materialien. Bevorzugt werden recycelte oder wiederverwendbare Ressourcen eingesetzt, um ästhetische und ökologische Aspekte miteinander zu vereinen. Besonderen Wert legen wir zudem auf die CO2-Reduktion beim Transport der Objekte. Für die letzten beiden Ausstellungen haben wir sämtliche Objekttransporte mit dem Zug durchgeführt und dadurch mindestens 2'000 Kilometer eingespart. Leider erfordert das ökologisch Beste oft mehr Aufwand und ist nicht immer die einfachste oder kostengünstigste Lösung.
Wie fördern Sie nachhaltige Mobilität?
Die Mobilität der Besucher:innen spielt eine entscheidende Rolle. Daher bieten wir neu am ersten Sonntag im Monat Gratiseintritte für alle an, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Auf unseren Flyern heben wir die Anreise mit öffentlichen Verkehrsmitteln hervor und erwähnen bewusst nicht den grossen Parkplatz in Montagnola. Dank des Ticino-Tickets können die meisten Gäste den öffentlichen Verkehr kostenlos nutzen. Die Busfahrt von Lugano dauert lediglich 15 Minuten, und es gibt regelmässige Verbindungen.
Gibt es weitere Ansätze?
Seit letztem Jahr sind wir Teil von Swisstainable, was uns dazu motiviert, unser Handeln selbstverantwortlich zu gestalten. Dadurch fördern wir in unserem Team verstärkt ökologische Überlegungen, unter anderem auch im Bereich der Heizungsoptimierung. So haben wir zu Beginn des vergangenen Winters im Museum eine effizientere Zeitschaltuhr installieren lassen, um den Energieverbrauch zu reduzieren.
Was hätte Hermann Hesse zu diesen Bemühungen gesagt?
In früheren Zeiten war ein achtsamer Umgang mit Ressourcen eine Notwendigkeit, und Hermann Hesse hatte eine besondere Verbundenheit zur Natur. Seine sparsame Lebensweise und seine Wertschätzung für die Natur legen nahe, dass er die Wiederverwendung von Materialien mit Sicherheit unterstützt hätte.
Besten Dank für das interessante Gespräch!
Dieses Interview entstand im Rahmen des von der Stiftung Mercator geförderten Projekts «Upcycling Global Happiness».
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